Abgefahren - Zaubern vor Autos
Wer hätte das gedacht.. Ich stehe vor Autos, parkenden Autos. Hinter den Fensterscheiben sitzen Paare, Freunde und Familien mit Popcorn Eimern und Chips Tüten.
Und ich stehe da oben und zeige Kunststücke aus meinem aktuellen Bühnenprogramm.
Das jeder Trick ein Monolog ist und ich auf Lacher oder Applaus verzichten muss, brauche ich euch nicht zu erklären, oder? 🙂
Zum Glück bin ich nicht alleine. Zauberkollege und Freund Alexander Straub steht mir zur Seite und wir wechseln uns mit Tricks ab und moderieren uns gegenseitig an.
Zwei Shows haben wir an dem Tag gespielt. Die erste um 17 Uhr und die zweite um 21.30 Uhr. In der Nachmittags Show konnten wir noch durch die Fensterscheiben schauen und die Zuschauer lachen und reagieren sehen. Außerdem war es noch sehr sonnig, sodass viele ihr Fenster unten hatten und wir das Publikum zusätzlich hören konnten.
Abends standen wir vor einem schwarzen Meer. Wir konnten nichts sehen und nichts mehr hören. Sätze wie „Kennt ihr das auch..?“ liefen ins Leere und bei Gags waren wir stets verunsichert ob jemand lacht.
Um uns diese Irritation zu nehmen, haben wir uns gegenseitig als Sidekick gedient.
Die Idee eines Sidekicks ist durch amerikanische Late Night Shows wie „Jimmy Kimmel“ oder „Conan“ bekannt geworden. Übersetzt bedeutet das, einen Kumpel neben sich zu haben, der Aussagen kommentieren kann und den man verbal direkt anspielen kann, damit man nicht so alleine dasteht.
Hupkonzert
Die neue Art von Applaus ist die Lichthupe, Warnblinkanlage und die laute Hupe mitten auf dem Lenkrad. Und ganz ehrlich, das fühlt sich gar nicht so komisch an wie es vielleicht anhört. Wenn jedes Auto auf die Hupe haut, hat das etwas von einem Rockkonzert.
Um den Kontakt zu den Zuschauern nicht zu verlieren, sind wir immer wieder mit einer Mikrofonangel über den Parkplatz gelaufen und haben Stimmen eingefangen. So konnten uns Spielkarten, Reiseziele oder Zahlen genannt werden, die wir vorhersagt haben.
Wenn du an Autos vorbeiläufst in denen Familien sitzen und dich gespannt angucken hat das ein bisschen was von so einer Safari, wo wilde Tiere beobachtet werden. „Sehen sie hier zwei Zauberer in ihrer natürlichen Umgebung.“
Und wenn die Leute ihr Fenster runtergefahren haben um mit uns zu reden, war das so als ob man beim McDonalds Drive In eine Bestellung aufgeben würde.
Auch wenn das alles etwas ungewöhnlich klingt, hatte sich jeder sehr schnell an diese Situation gewöhnt und wir konnten zwei wirklich schöne Shows spielen.
Zauberkunst findet ihren Weg!
Die Rückmeldungen zur unserer Show waren unglaublich! Der Veranstalter berichtete uns dass alle Gäste grinsend vom Platz gefahren sind und sich viele persönlich bei ihm bedankt haben. Auch über Facebook und Instagram kamen Nachrichten rein.
Für uns war das auf so vielen Ebenen eine tolle Erfahrung, denn es hat uns zum einen gezeigt, dass sich die Menschen nach Unterhaltung und Abwechslung sehnen und dass es einen Weg gibt wie wir Zauberer das Beste aus der Corona Pandemie machen können.
Foto: André Sicks